Ein Integrations- management schaffen

Um die Bedarfe angeworbener Pflegefachpersonen aus dem Ausland gut auffangen zu können, hat sich bereits in vielen Unternehmen die Einrichtung eines Integrationsmanagements beziehungsweise die Einrichtung einer Personalstelle für diesen Bereich bewährt. Im Integrationsmanagement können alle Themen, Fragen und Anliegen, die mit der Anwerbung, Einreise, Einarbeitung und dem Anerkennungsverfahren zusammenhängen, kanalisiert und bearbeitet werden. Integrationsmanagende können passgenaue Vorschläge zur strategischen Förderung einer Willkommenskultur entwickeln – und konzeptionell zusammenführen.

Integrationsmanagement braucht Ressourcen

Erfahrungsberichte zeigen, dass sich die Implementierung eines strukturell verankerten Integrationsmanagements bereits ab einer geringen Anzahl international angeworbener Pflegefachpersonen lohnt. Doch auch schon vorher ist es wichtig klare Zuständigkeiten zu definieren. Es gilt geeignete Mitarbeitende zu finden und diese mit der Schaffung und Pflege nötiger Strukturen zu betrauen. Dies bedeutet auch, dass die Aufgabenbereiche in der Stellenbeschreibung der jeweiligen Mitarbeitenden aufgeführt werden und ihnen zur Umsetzung entsprechende Arbeitszeitressourcen sowie ein Budget und Handlungsspielraum zur Verfügung stehen.

Auch wenn (zunächst) keine Personalstelle für das Integrationsmanagement eingerichtet werden kann, ist es unbedingt nötig, entsprechende Verantwortlichkeiten zu klären. Es ist wichtig die koordinierende und moderierende Rolle der Einrichtung bei internationaler Anwerbung von Pflegefachpersonen nicht zu unterschätzen. Auch wenn ein Unternehmen mit einer Personalvermittlungsagentur zusammenarbeitet, ist eine zentrale Ansprechperson, die den Gesamtprozess aufmerksam verfolgt und ggf. eingreift, unerlässlich. Dies gilt auch dann, wenn die beauftragte Personalvermittlungsagentur laut vereinbarter Leistungen die Begleitung des Anerkennungsverfahrens, den Relocation Service und Hilfe bei der sozialen Integration anbietet.

Integrationsmanagement braucht ein Konzept

Es ist unbedingt empfehlenswert die verschiedenen integrationsfördernden Maßnahmen und Angebote, die ein Unternehmen im Zuge der internationalen Anwerbung und zur Förderung der Willkommenskultur auf den Weg bringt in einem Konzeptpapier zu verschriftlichen. Dies hat mehrere Vorteile:

  • Es dient der eigenen Reflexion: Welche Maßnahmen gibt es und wie sind diese miteinander verzahnt? Wurde an alles gedacht?
  • Zuständigkeiten können klar benannt werden: Welche Maßnahmen liegen in der Verantwortung von welchen Positionen bzw. Personen? Wie sind Prozesse geregelt?
  • Es bringt Transparenz: Über ein einsehbares Konzept wird den Bestandsmitarbeitenden transparent aufgezeigt, welche Maßnahmen im Zuge der internationalen Anwerbung geplant sind; gleichzeitig erhalten auch Pflegefachpersonen, die mit dem Gedanken spielen sich von einem Unternehmen anwerben zu lassen, einen Überblick darüber, welche integrationsfördernden Maßnahmen ein Unternehmen tatsächlich bereitstellt, sodass sie es für sich bewerten können
  • Es bringt Struktur und Verlässlichkeit: Ein konzeptioneller Rahmen bringt auch Entlastung, denn er definiert den Aufgabenbereich, in dem Unternehmen tätig werden und eine Verlässlichkeit gewährleisten möchten
  • Es dient als Arbeitshilfe. Mitarbeitende können das Konzept und eventuelle Checklisten nutzen, um Arbeitspakete abzuarbeiten
  • Die Zusammenarbeit mit Dienstleistenden wird planbarer: Entscheidet sich ein Unternehmen gewisse Tätigkeiten an externe Dienstleistende wie Personalvermittlungsagenturen, Relocation Services oder Trainer oder Trainerinnen auszugliedern, können Aufträge klarer definiert und Schnittstellen reibungsärmer bestimmt werden
  • Wichtig ist zu beachten, dass das Konzept in regelmäßigen Abständen auf Aktualität und Richtigkeit überprüft und evaluiert wird
  • Die Zusammenarbeit mit einer Personalvermittlungsagentur, welche das Gütezeichen „Faire Anwerbung Pflege Deutschland“ trägt, wird vereinfacht. Laut des Anforderungskataloges der Gütegemeinschaft „Anwerbung und Vermittlung von Pflegekräften aus dem Ausland e.V.“ werden ausgezeichnete Personalvermittlungsagenturen ihre auftraggebenden Unternehmen dazu auffordern ein Integrationsmanagementkonzept zu verschriftlichen

Arbeitshilfen

Screenshot der AbreitshilfeHilfestellung zur Erarbeitung eines Integrationsmanagementkonzeptes:

Systematische Bearbeitung der einzelnen Anforderungsfelder
Ober- und Unterziele festlegen
Maßnahmen festlegen
Erledigungszeitraum und Mitarbeiter:in bestimmen

(Neue überarbeitete Version 07/24)

Download Arbeitshilfe .exel

Die 15 Anforderungsfelder des Werkzeugkoffers Willkommenskultur und IntegrationEine weitere Hilfestellung erhalten Sie hier: die 15 Anforderungsfelder als PDF-Einzeldateien, die als Aufkleber oder kleine Plakate verwendet werden können.

Download Anforderungsfelder .zip (7,5 MB)

Auch nach den Anforderungen des Gütezeichens
„Faire Anwerbung Pflege Deutschland“ sollte ein betriebliches Integrationsmanagementkonzept erstellt werden

Gütesiegel “Faire Anwerbung Pflege Deutschland”

Eine Unterstützung bei der Entwicklung und Verschriftlichung eines unternehmenseigenen Integrationskonzeptes kann auch die Gliederung des Werkzeugkoffers Willkommenskultur & Integration sein. Mit welchen Inhalten und konkreten Maßnahmen Sie diesen strukturgebenden Rahmen ausfüllen, bleibt Ihnen bzw. Ihrem Unternehmen überlassen. Weitere Instrumente, die bei der Erstellung eines Integrationsmanagementkonzeptes helfen können, finden Sie in den folgenden zwei Beispielen.

Instrument zur Entwicklung eines Integrationskonzepts (EIk)

Ein Fragenkatalog entwickelt von der Hochschule Fulda

 

Zur Unterstützung von Gesundheitseinrichtungen bei der Gestaltung eines Integrationskonzepts für internationale Fachkräfte hat die Hochschule Fulda mit dem Projekt IntIP einen Fragenkatalog erstellt. Das Instrument EIk ist ein Katalog von Fragen, der Personalverantwortliche und Leitungspersonal durch den Prozess der Anwerbung und Integration von international qualifiziertem Pflegepersonal leiten soll und hilft Klarheit darüber zu verschaffen, welche Entscheidungen getroffen werden müssen und welche Aktivitäten ergriffen werden können, um den Integrationsprozess von international qualifiziertem Personal zu gestalten.

Weiter zum PDF „Instrument zur Entwicklung eines Integrationskonzepts (ELK)“

Ein zukunftsorientiertes Integrationskonzept

Erfahrungen von ´Die Zieglerschen e.V.`

Die Zieglerschen e.V., ein diakonisches Unternehmen und großer Komplexträger diakonischer Dienste in Baden-Württemberg, haben in einem Zeitraum von ca. vier Monaten ein umfangreiches Integrationskonzept im Kontext der internationalen Anwerbung von Pflegefachpersonen erarbeitet. Das Konzept, dessen inhaltlicher Fokus dem Hauptgeschäftsbereich der Altenhilfe nahesteht, versucht einen ganzheitlichen Ansatz zu verwirklichen und den prozessualen Ablauf von der Gewinnung selbst bis hin zur innerbetrieblichen Bindung von internationalen Pflegefachpersonen abzubilden. Unterstützung erhielten Die Zieglerschen e.V. vom Welcome Center Sozialwirtschaft Baden-Württemberg, das eine Ist-Analyse in Form einer vieldimensionalen Befragung an rund 30 Standorten der Altenhilfe durchführte, um bereits bestehende Erfahrungen, Kompetenzen und Ressourcen zu ermitteln und diese in Form von Handlungsempfehlungen weiterzudenken. Die sich anschließende Ausarbeitung des Integrationskonzeptes innerhalb der Zieglerschen e.V. entwickelte sich um das Kernanliegen, möglichst umfassend ausgearbeitete ethische Grundlagen mit kleinschrittiger und wirksamer Praktikabilität zu verbinden.

Weiter zum ausführlichen Artikel und dem Interview

Welcome Center Sozialwirtschaft Baden – Württemberg
Trägerunabhängiges Informations- und Kompetenzzentrum

Logo Welcomecenter BWDas Welcome Center Sozialwirtschaft Baden-Württemberg ist seit 2014 im Auftrag des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau und in Trägerschaft der Diakonien in Baden und Württemberg für alle Akteure in der Sozialwirtschaft Baden-Württembergs unterstützend tätig, um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten.

Leistungen im Überblick:

• Beratung von Unternehmen bei der Gewinnung von internationalen Fachkräften, die sich eine berufliche Zukunft in Baden-Württemberg aufbauen möchten. Informationen über die Themen Anerkennung, Aufenthalt, Qualifizierung, Sprache und Integration

• Unterstützung internationaler Fachkräfte mit einer Erstberatung und lotsen zu den richtigen Beratungsangeboten und Behörden

• Vernetzung von Einrichtungen und Trägern untereinander und mit den relevanten Behörden und Beratungsstellen

• Veranstaltungen u.a. zu den Themen Anwerbung, Anerkennung & Qualifizierung sowie zum Thema diversitätsorientiertes Onboarding / Integration für Unternehmen

• Fachexpertise für Beratungsstellen und Behörden

• Aktuelle Online-Informationen und Newsletter für internationale Fachkräfte, Unternehmen und Interessierte

Weiterführende Informationen zum Welcome Center BW

Diversität, aber wie?
Arbeits-/Diskussionspapier des DeZIM Instituts

Internationale und nationale Best-Practice-Bereiche für diversitätsorientierte und diskriminierungskritische Organisationsentwicklung

Diversität, aber wie?
Untertitel: Internationale und nationale Best-Practice-Bereiche für diversitätsorientierte und diskriminierungskritische Organisationsentwicklung DeZIMIn diesem Working Paper wird der Frage nachgegangen, welche Best Practices im Bereich der diversitätsorientierten Organisationsentwicklung Gegenstand der internationalen und nationalen Forschungsliteratur sind.
Anhand von drei Praxisbeispielen vermittelt die Publikation basierend auf einem theoretisch fundierten Verständnis von diversitätsorientierter Organisationsentwicklung als lernendem Prozess, wie sich verschiedene Bereiche in einzelnen Maßnahmen überschneiden können.
Diversitätsorientierte und diskriminierungskritische Organisationsentwicklung sollte als systematischer und ganzheitlicher Prozess gedacht werden.

Zusammenfassend werden zwölf Best-Practice-Bereiche in drei Gruppen identifiziert:

Verankerung (routine): Diversitätstraining, vorausschauende Leitungskompetenz, Personalgewinnung, Aktiv-Werden

Vorschriften (regulations): Verantwortlichkeit, Diversitätsmonitoring, Leistungs bewertungen, Personalentwicklung und Weiterbildung

Verbindungen (relationships): Kommunikation, Mentoringprogramme, Netzwerken, Teilhabe

Weiter zum Download DeZIM Working Paper: Diversität, aber wie?

Womit Integrationsmanagende betraut sein können

Da die internationale Anwerbung von Pflegefachpersonen die Arbeitgebenden mehr fordert, als Einstellungen aus dem Inland, lohnt es sich, folgende Punkte zu beherzigen und im Team zu besprechen:

  • die Grundsatzentscheidung, ob eine internationale Anwerbung verfolgt werden soll
  • die Wahl des Rekrutierungskanals:
    • über einen staatlichen Personalvermittler wie der ZAV oder dem Programm Triple Win
    • mit Hilfe einer privatwirtschaftlich international agierenden Personalvermittlungsagentur
    • durch eigenständige Rekrutierung im Ausland
  • die Entscheidung für eine Bewerberin oder einen Bewerber:
    • bei der Entscheidung, mit welcher sich bewerbenden Person ein Arbeitsvertrag geschlossen werden soll, kann auch das Votum der Integrationsmanagement-Abteilung berücksichtigt werden
  • die Begleitung des Einreise-Managements:
    • nach der Entscheidung, welche Personen zukünftig in Deutschland für das Unternehmen tätig sein sollen, startet ein gegenwärtig noch langwieriger Prozess des Einreisemanagements; vom Arbeitsvertrag, über die Besorgung notwendiger Nachweise, der Antragseinreichung bis zur Flugbuchung gibt es viele Punkte, bei denen Integrationsmanagende für das Unternehmen agieren müssen
  • die Vorbereitung des Unternehmens:
    • ggf. ist noch ein Integrationskonzept abzustimmen und zu verfassen
    • die Vertretung der Mitarbeitenden ist genau wie die aufnehmenden Teams zu informieren
    • die Erarbeitung eines passenden gestuften Einarbeitungsplans
    • die Entscheidung, ob ein Mentoringprogramm genutzt werden soll und welche Mitarbeitenden daran teilnehmen werden
  • die Begleitung des Anerkennungsverfahrens:
    • für das Unternehmen können die Integrationsmanagenden in Kontakt zur Anerkennungsbehörde stehen und mit eigenen bzw. kooperierenden Bildungsträgern die Möglichkeiten zu Vorbereitungskursen zur Kenntnisprüfung, Anpassungslehrgängen und Sprachförderung erschließen
  • Ansprechpersonen der neu eingereisten Mitarbeitenden:
    • sind die im Ausland angeworbenen neuen Mitarbeitenden eingetroffen, schätzen sie verlässliche Ansprechpersonen; Integrationsmanager:innen können selbstverständlich auch an entsprechend zuständige Personen oder Institutionen verweisen
  • Ansprechpersonen für die weiteren Kolleg:innen aus dem Bestandsteam:
    • auch für die Bestandsmitarbeitenden sind Ansprechpersonen für Vorschläge, Konflikte oder einfache Nachfragen sehr wichtig
  • Ansprechperson der Unternehmensführung:
    • in kleineren Unternehmen wird oftmals die Geschäftsführung selbst auch das Integrationsmanagement übernehmen; in größeren Betriebszusammenhängen kann es für die Geschäftsführung von Vorteil sein, auf einzelne Mitarbeitende zurückgreifen zu können, die in diesen facettenreichen Themen die Übersicht behalten und Empfehlungen aussprechen können

Ethikkodex der Stiftung Liebenau für die Gewinnung von Mitarbeitenden aus dem Ausland
Beispiel für einen Ethikkodex als werteorientierte Grundlage für ein Integrationskonzept

Illustration zu Ethikkodex mit KompassWie eine Auseinandersetzung mit ethischen Fragestellung rund um internationale Anwerbung geschehen kann, zeigt das Beispiel des Ethikkodexes der Stiftung Liebenau. Auf einer solchen Basis fällt es dann leichter ein passendes betriebliches Integrationskonzept zu erarbeiten.

Den Ethikkodes der Stiftung Liebenau als PDF finden Sie hier:

Ethikkodex der Stiftung Liebenau

Falls Sie Fragen zum Etkikkodex haben oder Kontakt zur Stiftung Liebenau aufnehmen möchten, finden Sie weitere Infomationen hier:
Stiftung Liebenau – International Training & Recruiting

Betriebliche Integration von Pflegefachkräften aus dem Ausland
Eine Studie der Hans Böckler Stiftung
Weitere tiefergehende Informationen rund um betriebliche Integrationsprozesse finden sie einer Studie der Hans Böckler Stiftung, in welcher Spannungsfelder aufgezeigt werden, die zwischen neu migrierten und Bestandsmitarbeitern am Arbeitsplatz entstehen können. Außerdem werden Lösungsstrategien dazu aufgezeigt.

Die Studie können Sie hier downloaden

Das Wichtigste
für Ihre To-Do-Liste

  • Die Kenntnis über und die Erreichbarkeit von Integrationsmanagenden ist für alte und neue Kolleg:innen von der Anwerbung im Ausland bis zur Einarbeitung im Zielland überaus wichtig.

  • Integrationsmanagende sorgen dafür, dass die Belange der neuen und bestehenden Mitarbeitenden Gehör finden. Auf diese Weise sinkt das allgemeine Frustrationspotential.

  • Das Management von Integrationsmaßnahmen ist Teamarbeit und entsprechend dynamisch ist das Aufgabenprofil.

  • Integrationsmanagende schaffen Entlastung sowie Klarheit und fördern professionelles Arbeiten im Tagesgeschäft.

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