Gemeinsam mit Vertreter:innen aus Verwaltung, Wirtschaft, Forschung und Interessensverbänden sind wir am 31. Januar 2024 im Rahmen unserer 9. Beiratssitzung in den persönlichen Austausch getreten. Unter der Frage: „Bilanz und Ausblick – wie steht es um internationale Anwerbung von Pflegefachpersonen nach Deutschland?“ haben sich Mitglieder des Beirats und geladene Gäste ausgetauscht. Über zahlreiche Impulsbeiträge wurden bei der Veranstaltung verschiedene Aspekte der internationalen Personalgewinnungsmaßnahme beleuchtet, Verbesserungen hervorgehoben und Bedarfe herausgestellt.

Dr. Sarina Strumpen hat für das DKF einen ersten Impuls gesetzt. Als Vertretende der Arbeitgeberseite haben Cuervo Santiago Escobar für die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (bda), Isabell Halletz für den Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) sowie Robert Mittelstädt für den, Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V (bpa) Impulse gegeben. Im Anschluss sprach Dr. Martin Varga vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und stellte die gewerkschaftliche Sicht vor. Es folgte Ina Gean vom Unternehmen BSB Deutschland GmbH, die aus der Perspektive eines Personaldienstleisters berichtete.

Besonders gefreut hat es uns, dass zwei aus Brasilien stammende Pflegefachpersonen, die das Anerkennungsverfahren in Deutschland erfolgreich durchlaufen haben, ihre Erfahrungen geteilt haben. Auch haben sie einen Eindruck vermittelt, wie die Community der aus Brasilien eingewanderten Pflegefachpersonen in den sozialen Medien vernetzt ist und sich über ihre Erfahrungen austauscht.

Im Anschluss stellte Dr. Holger Seibert vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) Befunde aus der Beschäftigungsstatistik vor. So wurde aufgezeigt, wie ausländische Personen in Pflege- und Gesundheitsberufen im Arbeitsmarkt in Deutschland eingebunden sind. Abschließend haben Marco Ulmann und Julia Lexow-Kapp vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (MSGIV) aufgezeigt, welche Maßnahmen im Land Brandenburg aufgesetzt werden, um den Standort für internationale Pflegefachpersonen attraktiv aufzustellen.

Während der verschiedenen Impulse und der Austausch- und Diskussionsrunden sind verschiedene Themen aufgegriffen worden.

Einmal mehr ist deutlich geworden, wie wichtig ein realistisches Erwartungsmanagement im Rahmen der grenzüberschreitenden Personalvermittlung ist. Diese Verantwortung liegt nicht nur beim Personaldienstleistenden, sondern auch bei Arbeitgebenden und weiteren Akteur:innen. Den international ausgebildeten Pflegefachpersonen, die in Deutschland anerkannt werden oder wurden, werden oft Versprechen gemacht, die sich im Nachhinein als unwahr erweisen.

Ein weiteres wichtiges Diskussionsthema war die deutsche Sprache. Auch in Zukunft sollte ein stärkerer Fokus auf die Dauer und die Qualität der Sprachausbildung gelegt werden. Denn nur so können internationalen Pflegefachpersonen in Deutschland stärker empowert und das Risiko für Missverständnisse und Konflikte im (Arbeits-)alltag zu minimiert werden.

Auch die Fragen, inwiefern bei international ausgebildeten Pflegefachpersonen eine Kompetenzvermutung vorgenommen werden kann und wie diese im Verhältnis zur Sorge um die Patient:innensicherheit steht, wurden diskutiert. Einigkeit herrschte darüber, dass die angeworbenen Pflegefachpersonen häufig über einen hohen Akademisierungsgrad verfügen. Auch angesichts der Erweiterung der Liste der Engpassberufe zur Blauen Karte um akademische und vergleichbare Krankenpflege- und Geburtshilfefachkräfte ist eine Diskussion darüber nötig, inwiefern Erwerbsmigration in den deutschen Pflegearbeitsmarkt attraktiver gestaltet werden kann.

Im Austausch mit den brasilianischen Rednerinnen ist klar geworden, dass die Anrechnung von im Herkunftsland erworbener Berufserfahrung bei der Eingruppierung in die entsprechende Erfahrungsstufe zu Beginn der Beschäftigung in Deutschland nicht selbstverständlich ist. Manchmal wird auch jahrelange Berufserfahrung im Herkunftsland von deutschen Arbeitgebenden nicht anerkannt.

Weiterhin wurde im Austausch mit den brasilianischen Pflegefachpersonen deutlich, dass rassistische Diskriminierung bei der Arbeit und anderswo regelmäßig vorkommt. Die Auseinandersetzung mit diesem gesamtgesellschaftlich herausfordernden Thema sollte bei allen Akteur:innen, die sich mit internationaler Anwerbung von Pflegefachpersonen befassen, eine höhere Aufmerksamkeit erhalten. Andernfalls können die Anwerbung und das Ankommen in Deutschland nicht nachhaltig sein!

Für den informativen und vielseitigen Austausch bedankt sich das DKF bei allen Teilnehmenden!

 

Mitglieder des DKF Beirats 2024