Wie nimmt man das gesamte Team mit?
Neue Mitarbeitende und deren Integration in das Team sind in der Personalführung eine Routinesituation. Doch werden die neuen Kolleg:innen aus dem Ausland angeworben, lohnt es sich, dem Teambuildingprozess besondere Aufmerksamkeit zu widmen. So können Missverständnisse und Teamkonflikte bereits zu Beginn aufgefangen und die neue Situation zur Teamentwicklung und Steigerung der Arbeitgebendenattraktivität genutzt werden.
Das ganze Team bedenken
Es liegt im Interesse des Arbeitgebenden, dass sich international angeworbene Mitarbeitende wohl fühlen, damit sie eine möglichst langfristige Bleibeperspektive an ihrem Arbeitsplatz aufbauen. Dazu lassen sie sich oft vor und nach der Einreise bzw. während des Anerkennungsprozesses Besonderes einfallen.
Gleichzeitig werden die Mitarbeitenden der Bestandsbelegschaft genau beobachten, ob bzw. inwiefern sie eine ungerechtfertigte Ungleichbehandlung zu ihnen bzw. aus dem Inland angeworbenen Pflegefachpersonen feststellen. Das muss sich nicht unbedingt in Argwohn gegenüber den neuen Mitarbeitenden ausdrücken, kann aber eine Unzufriedenheit mit dem Arbeitgeber fördern. Daher ist es sinnvoll in der Unternehmensführung eine Strategie zu entwickeln, die „das ganze Team“ mitnimmt und an eine Gesamtpersonalstrategie anschließt.
Das aufnehmende Team miteinbeziehen
Ob eine international angeworbene Pflegefachperson langfristig bei den jeweiligen Arbeitgeber:innen bleiben möchte, hängt auch von der Akzeptanz und Stimmung im aufnehmenden Team ab.
Es empfiehlt sich daher, einen Weg zu finden, der das aufnehmende Team angemessen bedenkt und miteinbezieht. Es sollte den Mitarbeitenden deutlich gemacht werden, dass die internationalen Fachkräfte zur Entlastung kommen – auch wenn in der ersten Zeit ein gewisser Mehraufwand zur Integration entsteht.
Natürlich kann die Unternehmensführung diese Entscheidungen eigenständig treffen – doch lohnt es sich hier partizipative Wege zu erproben, um Ideen aus der Belegschaft aufzugreifen und Akzeptanz von Beginn an zu fördern.
Beispiele für eine Einbindung des aufnehmenden Teams sind:
- die Grundsatzentscheidung, internationale Anwerbung von Pflegefachpersonen im Unternehmen zu praktizieren – und gemeinsam entsprechende Folgen zu tragen
- die Auswahl des Anwerbeweges und der Vorbereitungen bis zur Einreise und Arbeitsaufnahme
- die Begleitung des gesamten Teams während der ersten Monate
Natürlich kann die Unternehmensführung diese Entscheidungen eigenständig treffen – doch lohnt es sich hier partizipative Wege zu erproben, um Ideen aus der Belegschaft aufzugreifen und Akzeptanz von Beginn an zu fördern.
Vorbereitung: selbst übernehmen oder Dienstleistungen hinzuziehen
Viele international rekrutierende Personalvermittlungsdienstleistende bieten in ihrem All-Inclusive-Paket auch eine „Vorbereitung des Teams“ an. Damit möchten sie klassischen Onboarding-Problemen in den Pflegeteams vorbeugen und die aufnehmenden Teams vorab für mögliche Unterschiede und Konfliktpotenziale sensibilisieren. Auf diese Weise sollen Verständnis und eine Bereitschaft zur Lösungssuche gefördert werden.
Grundsätzlich ist dem nicht zu widersprechen – doch kommt es bei solchen Vorbereitungen auf die Inhalte und Formate an.
Hier eine Auswahl an Empfehlungen zu Do’s & Dont’s:
Don’ts
Do’s
Die „Andersartigkeit“ der Neuen erklären
Vorträge, in denen die Kultur, Lebensverhältnisse und Berufsverständnisse der Pflegefachpersonen aus dem Ausland pauschalisierend erläutert und in Kontrast zu den „unsrigen“ gesetzt werden, denn dies führt zu starren Gegenüberstellungen und fördert kulturalistisches Schubladendenken.
Auf Augenhöhe begegnen
Aufklärung zu unterschiedlichen Kultur- und Berufsverständissen ermöglichen und einen Dialog initiieren, der Verständnis für unterschiedliche Herangehensweisen eröffnet.
Über den*die andere*n sprechen, ohne diese*n einzubeziehen
Für aus dem Ausland kommende Kolleg*innen ist es oft äußerst unangenehm, wenn sie erfahren, dass die Kolleg*innen über sie „aufgeklärt“ wurden – und sie gar nicht wissen, was man dem Kollegium genau erzählt hat.
Es gilt: „Nichts über mich ohne mich!“
Sicherlich gibt es Möglichkeiten, wie die neuen Kolleg*innen selbst von ihrer Herkunft und ihrer Berufsausbildung berichten können. Die neuen Teamkolleg*innen können ihre Fragen hier direkt adressieren und in einen Austausch treten. Besser ist es, Formate zu finden, die einen Austausch über unterschiedliche Berufs- und Arbeitsverständnisse ermöglichen.
Unklare Expertise
Die Expertise der*des Dozierenden nicht prüfen und somit un-wissenschaftlichen, persönlichen Einschätzungen eine Bühne geben.
Qualitätsstandards beachten
Es besteht ein anerkannter wissenschaftlicher Standard für Seminare und Vorträge zu inter- und transkulturellen Themen. Achten Sie daher auf die Ausbildung und Expertise der*des Dozierenden.
Starre Kulturverständnisse bedienen
… und Veränderungsdynamiken übersehen bzw. ignorieren.
Techniken zur Selbstreflektion im Team trainieren
… und dies auch in regelmaßigem Turnus wiederholen.
Training, Coaching und Beratung im Interkulturellen Bereich
Nicht nur die Personalvermittlungsagenturen können bei der inhaltlichen Vorbereitung des Teambuildingprozesses unterstützen. Auch Dozent*innen der Fortbildungs- und Seminarbranche können hier hinzugezogen werden. Immer mehr freie Fortbildungsanbieter*innen entwickeln ein Angebot für Ihre Bedarfe rund um Training, Coaching und Beratung im Interkulturellen Bereich.
Eine bekannte Referenz zu interkultureller Kompetenz sind z. B. die IKUD-zertifizierten Trainer*innen. Eine Übersicht dazu finden Sie hier.
Weitere Informationen zu diesen Themen finden Sie im Werkzeugkasten Willkommenskultur & Integration unter „Kompetenzen erweitern“
Training „Interkulturelles Team – Pflege“ der BGW vermittelt Kompetenzen für erfolgreiche interkulturelle Zusammenarbeit im Team
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) bietet Einrichtungen der stationären Krankenpflege drei eintägige Module („Grundlagen interkultureller Sensibilisierung“, „Gut im neuen Betrieb ankommen“, „Der Weg zum integrationsfreundlichen Betrieb“) um Teams zu sensibilisieren, sodass Kommunikationsschwierigkeiten rechzeitig erkannt und durch zielgerichtete Strategien vermieden werden. Gleichzeitig trägt das Training zur Förderung gesundheitsgerechter und sicherer Arbeitsbedingungen aller Beschäftigter bei.
Darüber hinaus besteht für Mitgliedsbetriebe der BGW die Möglichkeit, sich als „Integrationsfreundlicher Betrieb“ auszeichnen und fördern zu lassen. Bei Bedarf berät Sie die BGW auch beim Transfer der Trainingsinhalte bis hin zu einem umfassenden Integrationskonzept.
Empfehlungen der IMAP GmbH
Die Stärkung der interkulturellen Fähigkeiten der Mitarbeitenden ist zentral, um ein erfolgreiches Zusammenarbeiten in vielfältigen Teams zu erreichen. Doch woran erkennt man eigentlich qualitativ gute Interkulturelle Trainings?
Das Wichtigste
für Ihre To-Do-Liste
Prüfen Sie Ihre Strategie kritisch:
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Welche Strategien zur Personalbeschaffung und Personalbindung verfolgen Sie in Ihrem Unternehmen? Wie ist die internationale Anwerbung von Pflegefachpersonen damit verwoben?
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Wie beziehen Sie das aufnehmende Team in den Prozess der internationalen Anwerbung und des On-Boardings mit ein?
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Wie moderieren Sie den Teambuildingprozess?
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Klären Sie, für welche Pflegeteams Sie neue Mitarbeitende aus dem Ausland anwerben wollen – suchen Sie das Gespräch mit den Leitungskräften und holen Sie ggf. ein Stimmungsbild vom Team ein.
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